Erleichterung für den Trainer Die Wahrheit über Schällibaums Entlassung in Yverdon

Von Manu Rothmund und Jan Arnet

31.10.2023

Marco Schällibaum muss seinen Posten als Yverdon-Coach räumen.
Marco Schällibaum muss seinen Posten als Yverdon-Coach räumen.
Keystone

Trotz Aufstieg in die Super League und gutem Start in die neue Saison muss Marco Schällibaum bei Yverdon gehen. Für Aussenstehende kommt der Entscheid überraschend, für den Coach selbst ist es scheinbar aber auch eine Erleichterung. Hier sind die Gründe für die Trennung.

Von Manu Rothmund und Jan Arnet

31.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Marco Schällibaum ist nicht mehr Trainer von Yverdon-Sport. Die Waadtländer geben am Montag die Entlassung des 61-Jährigen bekannt.
  • Schällibaum führte Yverdon im Sommer zum Aufstieg in die Super League. Im Juli kam es im Verein zu einem Besitzerwechsel. Neu haben Investoren aus den USA das Sagen.
  • Seit dem Besitzerwechsel hatte der Coach einen schweren Stand, ist zu vernehmen. 

Im Sommer 2022 übernahm Marco Schällibaum in Yverdon. Der Verein hatte gerade die erste Saison in der Challenge League nach dem Wiederaufstieg hinter sich, beendete diese auf Platz 8. Mit dem neuen Coach ging es sofort steil nach oben. Yverdon reihte Sieg an Sieg und machte schliesslich tatsächlich den Aufstieg in die Super League perfekt.

Die Rückkehr ins Schweizer Fussball-Oberhaus – nach 17 Jahren. Schällibaum wurde in Yverdon als Held gefeiert. Jetzt wird er entlassen. Obwohl die Waadtländer gut in die Saison gestartet sind. 16 Punkte aus 12 Spielen bedeuten Platz 8. Die europäischen Plätze sind nur 3 Zähler entfernt, das Tabellenende deren 11.

Warum muss Schällibaum gehen? Der Grund für die Entlassung sei «weder eine Folge der sportlichen Ergebnisse (...) noch der menschlichen Werte, die der 61-jährige Trainer vertritt», teilt Yverdon in einer Medienmitteilung mit. Es sei «ein Teil eines langfristigen Entwicklungsprozesses des Vereins und insbesondere Teil einer neuen Philosophie, die die neuen Eigentümer Yverdon-Sport und ihrer ersten Mannschaft verleihen möchten».

Schwerer Stand bei neuen Klubbesitzern

Im Juli dieses Jahres kam es im Stade Municipal zu einem Besitzerwechsel. Der bisherige Präsident Mario Di Pietrantonio verkaufte 90 Prozent seiner Anteile an Investoren aus den USA. Als Nachfolger von Di Pietrantonio wurde der Amerikaner Jeffrey Saunders als neuer Yverdon-Boss vorgestellt. Der neue Mehrheitsaktionär heisst Jamie Welch.

Die Yverdon-Bosse: Mehrheitsaktionär Jamie Welch (links) mit Klub-Präsident Jeffrey Saunders.
Die Yverdon-Bosse: Mehrheitsaktionär Jamie Welch (links) mit Klub-Präsident Jeffrey Saunders.
Keystone

Gemäss Informationen von blue Sport hatte Schällibaum seit dem Einstieg der Investoren aus den USA einen schweren Stand. Er sei von Anfang an nicht der Wunschtrainer gewesen, ist zu vernehmen. Das Problem, wenn man so will, sei gewesen, dass er einfach zu erfolgreich war, um ihn freizustellen.

Nun hat Yverdon eine erste kleine Baisse und holte aus den letzten drei Spielen nur einen Punkt: 0:3 gegen GC, 1:2 in Luzern und zuletzt am Samstag 1:1 gegen Winterthur. Endlich ein guter Zeitpunkt für die neuen Besitzer, um ihren Erfolgscoach zu schassen? Die Entlassung soll jedenfalls knallhart und emotionslos über die Bühne gegangen sein, heisst es aus dem Umfeld. Vor Schällibaum mussten zuletzt schon Teammanager Pino Vazquez und Goalietrainer Mickaël Castejon gehen.

Schällibaum «schockiert und traurig»

Der Druck auf Schällibaum sei in den letzten Wochen enorm gewesen. Und so sei am Ende des Tages auch der Trainer selbst erleichtert, dass es nun vorbei ist. Gegenüber «Nau» sagt Schällibaum: «Ich bin schockiert und traurig, aber ich möchte mich auch für die 16 Monate bei Yverdon bedanken.»

Der 61-Jährige, der schon seit 25 Jahren im Trainerbusiness tätig ist, konnte in den vergangenen Monaten jedenfalls viel Werbung in eigener Sache betreiben. So dürfte Schällibaums Name bei kommenden Trainerentlassungen in der Super League schnell wieder auf der einen oder anderen Kandidatenliste auftauchen.